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S. Flor: Grundlagen zur Organisation der Dualwirtschaft

Als die Marktwirtschaft alter Ordnung in der Großen Krise des Jahres 2004 zusammenbrach, entstanden auf lokaler Ebene einzelne Selbsthilfeeinrichtungen. Für manche überraschend, brachen diese mit dem allmählichen wirtschaftlichen Wiederaufschwung nicht zusammen, sondern erwiesen sich letztendlich als wichtiges Pendant zum Weltwirtschaftssystem. Dazu trug auch die Konsolidierung dieser zunächst provisorischen Einrichtungen im Jahre 2009 bei; damals wurden administrative Arrangements vereinheitlicht. Die damals festgelegten Grundregeln haben auch heute noch Bestand und seien hier noch einmal rekapituliert:

  • Jede(r) hat das Recht am lokalen Markt seines/ihres Wohnortes - aber nur an diesem - teilzunehmen. Zwischen den Lokalmärkten gibt es keine wirtschaftlichen Beziehungen. Sie sind also in sich geschlossene Einheiten, die sich auf einzelne Orte oder Regionen sowie eine maximale Mitgliederzahl beschränken.
  • Die organisatorische Einheit wird durch die Zentralen dieser lokalen Netze gewährleistet. Ihnen obliegt vor allem die Regelung des Zahlungsverkehrs sowie die Vermittlung von Finanzierungen. Weitere Funktionen sind zum Beispiel die Förderung des Technologietransfers oder der Berufsausbildung. In demokratischen Wahlen müssen sich die Verwaltungsverantwortlichen den Mitgliedern der Kommunen stellen.
  • Die Zahlung erfolgt nicht gegen Landeswährung, sondern in Verrechnungseinheiten. Der Verkäufer erwirbt ein Guthaben bei der Netzzentrale, der Käufer geht eine Verpflichtung ein. Alle Transaktionen werden am Jahresende saldiert und eventuelle Überschüsse und Defizite in Normalwährung fällig. Zur Defizitrechnung kommt noch die Mehrwertsteuer hinzu, die hier genauso anfällt wie bei allen Geschäften im Marktsystem. Für Konsumenten ist der Einkauf über die Netzwirtschaft also nur sinnvoll, wenn sie bereit und in der Lage sind, in gleichem Maße Produkte im Netz abzusetzen. Gewinne in Normalwährung über die Netzmärkte erzielen lohnt sich ebenso wenig: neben der Einkommenssteuer wird von den Überschüssen noch eine Sonderabgabe zum Aufbau der Netzzentralen abgezogen. Insoweit als Ausgaben und Einnahmen übers Jahr ausgeglichen sind, handelt es sich also um vom Marktsystem autonome Wirtschaftseinheiten. Diese Eigenständigkeit ist durch die Unmöglichkeit, lokale Verrechnungseinheiten gegen Normalwährung oder Verrechnungseinheiten anderer Lokalmärkte zu tauschen, gewährleistet. Sie sind nicht-konvertibel!
  • Ausgleich der Salden am Jahresende bedeutet, dass keine Ersparnisse zur Finanzierung von Investitionen auf lokaler Ebene erwirtschaftet werden. Zwar werden hier eher arbeitsintensive Waren und Dienstleistungen vermittelt, aber auch dafür bedarf es Produktionsmittel, die häufig nur im traditionellen Markt angeboten werden und daher in Normalwährung zu finanzieren sind. Dafür stehen öffentliche Finanzierungsfonds zur Verfügung, die sich aus dem Mehrwertsteueraufkommen speisen.
Natürlich gab es in den letzten zwei Jahrzehnten tiefgreifende Modifikationen. Die Weiterentwicklung digitaler Zahlungen mittels lokaler Intranets hat die Administration erheblich vereinfacht. Die traditionelle Marktwirtschaft erlebte einen Aufschwung auch dank der neuartigen Nachfrage nach Investitionsgütern auf lokaler Ebene. Die wirtschaftliche Prosperität machte in gewissem Umfang die Wiederaufnahme sozialstaatlicher Leistungen  möglich. Diese kommen auch der lokalen Wirtschaft zugute: so werden zum Beispiel Pflegedienstleistungen  in Lokalwährung honoriert, womit der Wirtschaft in den einzelnen Regionen weiterer Auftrieb gegeben wurde. In diesem Zusammenhang sei auch die vor einiger Zeit beschlossene Einführung eines Garantierten Mindesteinkommens erwähnt.

 
S. Flor: Ein erster Artikel
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